Annika: Ich musste hart durchgreifen

Manchen Menschen, die zu LCHF wechseln, ist es vergönnt, dass sie sich entspannt, ohne Zählen oder Notieren, zurücklehnen und ihr genussvolles, neues Leben genießen können. Aber für mich gestaltete sich das etwas schwieriger, “ Suddas LCHF „ (nachzulesen in meinem Buch „Entpuppt – Mit LCHF in ein leichtes Leben“ – ISBN 978-3735720276 – erhältlich im Buchhandel) ist daher etwas anders, weil ich härter durchgreifen musste.

Aber wo lagen die Unterschiede zu den Glücklichen im Einzelnen?

Inhaltsverzeichnis zu Fett - Feind oder doch Freund

#1 - Tägliche Kohlenhydratmenge bei LCHF

Menschen, die nicht empfindlich auf Kohlenhydrate reagieren, können laut Definition der Kohlenhydratmenge bei einem Energiebedarf von 2.000 kcal bis zu 50 g Kohlenhydrate am Tag zu sich nehmen. Je höher der Energiebedarf, um so höher schraubt sich diese Grenze.

Wenn irgendjemand auf diesem Planeten empfindlich auf Kohlenhydrate reagiert, dann war das wohl ich. Über Jahre hatte ich damit Leben müssen, dass jede fettarme, aber dafür kohlenhydratlastige Diät bei mir zum Scheitern verurteilt war, weil ich nach einer solchen Mahlzeit binnen kürzester Zeit einen derart übermächtigen Heißhunger verspürte, dass mich der Kühlschrank anzog wie ein gigantischer Magnet!

Mein Blutzuckerspiegel schlug bildlich gesprochen Volten und wenn er erst einmal gründlich absackte, MUSSTE ich einfach essen – und zwar viel. Gegen diese Macht war ich chancenlos.

Und Sport? Da war anfänglich noch nicht viel zu machen. Mit über 125 kg und starken Rückenschmerzen sowie einem mächtigen Schamgefühl und unglaublicher Kraftlosigkeit fiel mir intensives Sporttreiben natürlich alles andere als leicht. Der Sport hat erst später mein Herz durch und durch erobert.

Für mich galt daher zunächst:

Halte die tägliche Menge an Kohlenhydraten so niedrig wie möglich. Bei mir waren das 20 (-30) g Kohlenhydrate pro Tag.

Ich habe mein Essen aber nie dauerhaft akribisch abgewogen und analysiert, nur ab und an stichprobenartig oder wenn ich Rezepte für meinem Blog erstellt habe, um Angaben dazu für meine Leser machen zu können. Stattdessen habe ich mich daran gehalten, in erster Linie anfangs nur Lebensmittel zu verwenden, die weniger als 5 g Kohlenhydrate pro 100 g enthalten haben.

#2 – Iss nur bis du unhungrig bist. Vergiss die Kalorientheorie

Bei LCHF ist es nicht nötig, Kalorien zu zählen. Iss, wenn du hungrig bist. Iss so viel, dass du unhungrig bist. Wähle ausschließlich Lebensmittel, die zu LCHF passen. Fertig! Den Rest regelt dein Körper in Zusammenarbeit mit deinem Sättigungsgefühl von selbst.

Das ist eine tolle Sache, wenn man es kann. Das ist die ganz hohe Kunst, wenn es um die Ernährung geht, oder? Das, wo die meisten Übergewichtigen gerne irgendwann mal ankommen möchten. Und ich muss zugeben, dass es manchen sogar direkt von Anfang mit einer Umstellung zu LCHF gelingt. Ebenso gebe ich zu, dass ich schon immer ein wenig neidisch darauf war, weil es bei mir so einfach nicht funktionierte. Mein großes Problem diesbezüglich setzte sich gleich aus mehreren Teilproblemen zusammen:

ERSTES Problem war, dass ich über die Jahre des Überessens vor LCHF meinen Magen (durch dauerhaftes Überdehnen?) zu einer möglichen Füllkapazität gebracht hatte, dass ich Mengen verspeisen konnte, die sich normale Menschen in ihren wildesten Träumen wohl kaum vorstellen können.

ZWEITES Problem war, dass ich die schlechte Angewohnheit besitze, bei akutem Hunger alles zu können, aber sicherlich nicht langsam essen und in mich horchen, ob ich nicht vielleicht schon unhungrig bin.

DRITTENS war ich von Anfang an der Überzeugung, dass man auch mit zu viel LCHF prima zunehmen oder zumindest nicht abnehmen würde. Und hätte ich nicht von Anfang an mit LCHF erfolgreich abgenommen, wie lange wäre ich dann dabei geblieben? Genau – definitiv nicht lange.

Wichtiger Einwurf:

Wobei es jedoch ganz klar einen Unterschied macht, WORAUS die Nahrung besteht bzw. wie sie zusammengesetzt ist. Einige Gramm Fett zu viel waren kein Problem, aber einige Gramm Kohlenhydrate zu viel konnten mich zurück in den Heißhunger treiben (siehe „Unterschied #1“ oben drüber).

VIERTENS habe ich im weiteren Verlauf meines LCHF-Lebens festgestellt, dass ich, wenn ich nach Instinkt bzw. meinem eigenen Hunger-/Sattgefühl esse, auf den Punkt exakt so viel esse, dass ich mein Gewicht HALTE! Das ist an und für sich eine ganz tolle Sache, bedeutet es doch, dass ich mein Gewicht völlig stressfrei halten kann, solange ich mich nach Low Carb High Fat ernähre. Aber zum ABNEHMEN taugt es für mich eben nicht.

Für mich galt daher zunächst:

Auf mein Sattgefühl war also kein Verlass. Aber woher sollte ich nun wissen, wie viel ich essen sollte, um einerseits nicht hungrig zu sein, aber andererseits gut abzunehmen?

Man könnte sich sicherlich eine Menge dazu ausdenken, aber ich hatte nun einmal bereits so viele Diätjahre hinter mir, dass ich zu den wesentlichen Lebensmitteln recht genau wusste, wie viel Kalorien enthalten sind. Und im Gegensatz zu vielen, die wirklich die Nase gestrichen voll vom Kalorienzählen haben, wenn sie endlich bei LCHF landen, hatte ich damit kein Problem. Im Gegenteil! Ich war es so gewohnt, dass ich sowieso tagsüber im Kopf immer vollautomatisch überschlagsweise mitzählte.

Daher habe ich mir von Anfang an eine ungefähre Kalorienmenge XY für den Tag festgelegt, von der ich wusste, dass ich damit abnehmen würde. Diese Menge habe ich mir so auf meine Mahlzeiten verteilt, dass es sich für mich gut anfühlte. Entsprechend füllte ich nun meinen Teller und WUSSTE, dass die Menge ausreichend ist. Punkt. Und da konnte mein gieriges Inneres, dass immerimmerimmer bei Tisch eigentlich noch Nachschlag wollte, zappeln wie es wollte: Es gab kein Extra! Wenn das Sättigungsgefühl dann irgendwann endlich eine Weile später seinen Dienst tat, wusste ich auch, dass ich richtig gehandelt hatte. Der Nachschlag wäre eindeutig zu viel gewesen.

Aber auch hier: Ich habe nur höchst selten mein Essen abgewogen oder genauer analysiert. Wie ich bereits erwähnte, habe ich stattdessen überschlagsweise mitgerechnet und wusste ungefähr, dass es passt.

Wichtiger Einwurf:

Wie hoch die richtige Energie- bzw. Kalorienmenge nun ist, muss jeder für sich selbst herausfinden, denn das ist höchst individuell. Nur weil zwei Menschen gleich groß, gleich alt, gleich schwer und des gleichen Geschlechts sind, heißt das noch lange nicht, dass sie den gleichen Energiebedarf haben!

#3 – Begehrte Leckereien „nachbauen“

Für die meisten Leckereien, die im Original für LCHF nicht geeignet sind, weil sie z.B. Zucker oder Mehl enthalten, gibt es in der LCHF-Welt kreative Ersatzrezepte. Da wird Zucker gegen einen Erythrit, Xylitol oder Stevia getauscht, herkömmliches Mehl gegen Nussmehle, helle gegen dunkle Schokolade – was weiß ich.

Als „trockene“ Zuckersüchtige (und damit sind auch Brot, Nudeln, etc. gemeint, die sich im Körper zu „Zucker“ wandeln) war mir von Anfang an klar, dass ich davon absolut Abstand halten musste. Kurz gesagt hätte das einen ähnlich guten Effekt gehabt, wie einem Ex-Trinker ein alkoholfreies Bier zu reichen. Mehr ist dazu eigentlich nicht zu sagen. Diese Erfahrung durfte ich recht schnell am eigenen Leib erfahren: Eine Weile hatte ich ein tolles LCHF-Rezept für Panna cotta für mich entdeckt und bereitete es mir, weil es so köstlich war, immer wieder zu. Bis ich mich nur kurze Zeit später dabei ertappte, wie ich 800 g (!) Panna cotta in einem Zug verspeiste. Das hat mich wirklich erschreckt.

Für mich galt:

Nachbauten gibt es nicht. Punkt!

#4 – Ausnahmen

„Man muss ja wohl nicht päpstlicher als der Papst sein!“

Ausnahmen sind in aller bunter Regelmäßigkeit der Anfang vom Ende. Und wenn das nicht beim ersten oder zweiten Mal der Fall ist, dann vielleicht beim dritten. Ich sag gerne, dass Ausnahmen sehr schnell „Junge“ kriegen, wenn sie sich nicht sogar wie die Karnickel vermehren! Ganz besonders schlimm sind übrigens die Ausnahmen, die am folgenden Tag keine Konsequenzen auf der Waage zeigen oder sogar ein Minus, was man sich aber eigentlich in den Tagen zuvor erwirtschaftet hatte und nun dummerweise lediglich zum falschen Zeitpunkt seine Wirkung entfaltet.

Für mich galt:

KEINE Ausnahmen – auch keine kleinen!

Dem Thema habe ich ein eigenes Kapitelchen geschrieben, das ich hier als eine der klassischen Stolperfallen bei LCHF auf der Webseite abgelegt habe.

Mein Fazit:

Mein LCHF mag manchen Menschen sehr hart erscheinen. Aber tatsächlich war das konsequente Durchziehen meiner eigenen Prinzipien deutlich einfacher als meine Ziele und meine Durchhaltekraft durch einen zu hohen Anteil an Nahrung oder Kohlenhydraten bzw. durch Ausnahmen oder Nachbauten zu gefährden.

Solltst du ein wenig so ticken wie ich – denk zumindest eingehend über meine Worte nach.

Annika nachher auf Steg Lebe deinen Traum Sudda hart durchgreifen

Annika Rask (die Autorin), Sudda (die Bloggerin), Annika Brettfeld-Rask (die Betreiberin dieser Seite) – alles ich.

Seit 2009 lebe ich LCHF. Zunächst „nur“ als Ernährung, nach und nach wurde es immer mehr zu einer wesentlichen Facette meines Lebens. Auf diese Weise gelang es mir über 45 kg abzunehmen, meinen persönlichen Weg von der Couchkartoffel zur leidenschaftlichen Sporttrainerin zu finden, ein Buch über meine Erfahrungen mit LCHF zu veröffentlichen und mich schlussendlich auf selbständige Füße zu stellen.

Seit 2015 bin ich stolze Besitzerin dieser Webseite, wofür ich ihrer Begründerin Nicole Wirth unendlich dankbar bin.

Du möchstest persönlich etwas loswerden oder haben eine Frage? Schreib mich einfach über das Kontaktfeld an.

Made with love: