Als „Normalgesunder“ mit LCHF anzufangen, ist eine Sache. Aber auch in dem Fall hat man anfänglich sicherlich mit den jahrzehntelang eingebläuten Vorbehalten wie „Fett verstopft die Adern“, „Arteriosklerose lässt grüßen“ oder „Fett macht Fett“ zu kämpfen. Ist man jedoch gesund, pfeift man eher darauf und wagt sich an das Abenteuer.
Wie viel Mut muss jedoch vorhanden sein, wenn man sich NACH zwei Herzinfarkten an diese ungewöhnlichen Ernährungsumstellung wagt? Reichlich, da wette ich alles.
Um wie viel mehr wird der Mut herausgefordert, wenn man nach der Umstellung zwei Schlaganfälle erleben bzw. durchleben und – nicht zu vergessen – auch überleben muss? Das kann ich gar nicht ermessen.
Ralph war definitiv mutig.
Barbara, seine Frau, hat diese Geschichte für LCHF.de notiert. Mir macht sie Mut, denn bislang bin ich gerade mit Fragen rund um das Herz sehr vorsichtig umgegangen und halte mich mit Ratschlägen gründlich zurück. Umso schöner, Ralphs Geschichte zu lesen.
Ohne Befund – das sind die beiden Worte, die mein Herz und ganz besonders das meines Mannes höher schlagen lassen. Denn dies hier ist seine Geschichte, Ralph, 61 Jahre, 183 cm, 90 kg und das Beste, was mir das Leben geschenkt hat. Er hat’s nicht so mit der Öffentlichkeit. Selbstdarstellung, wie er es nennt, ist nicht seins. Aber er hat mir erlaubt, seine LCHF-Geschichte zu schreiben.
Die Überschrift deutet natürlich auf eine Krankheitsgeschichte hin und das war es auch zunächst – 2011 zwei Herzinfarkte und 2014 und 2015 jeweils ein Schlaganfall. Das in Kürze.
Als er mit dem ersten Infarkt in die Klinik kam, stand im Aufnahmebericht: der Patient ist leicht adipös. Nun ja, er hatte einen sichtbaren Bauch, der sich im Laufe der 30 Jahre, die wir miteinander verheiratet sind, entwickelt hatte. Nachdem er vor ca. 15 Jahren das Rauchen aufgegeben hatte, hatte sich das manifestiert. Wir haben dann gemeinsam – ich wollte auch immer Gewicht loswerden – viel Gemüse, Obst, kein Fett und jede Menge Light-Produkte gegessen und hofften, damit die gewünschten Erfolge bzw. das gewünschte Gewicht zu erreichen. Magermargarine war unsere Göttin, Senf als Brotaufstrich unter dem Käse der Gipfel der Genüsse.
Nicht nur, dass es keinerlei Wirkung zeigte, er nahm auch noch zu. Bis hin zu 97 kg. Und dann der Super-GAU: im Mai 2014 ein Schlaganfall, linksseitig Arm und Gesicht gelähmt. Die genaue Beschreibung aller Symptome erspare ich dem geneigten Leser, es geht hier nicht darum.
Bereits drei Monate vorher hatte Ralph mit LCHF begonnen und knapp 3 kg abgenommen. Anfangs war er genauso skeptisch wie viele andere, bezweifelte, dass „so viel Fett und so viele Eier“ gesund sein könnten. Es war die typische Haltung, die die meisten von uns aus eigener Erfahrung kennen, die ihr Leben lang versucht hatten, mit allen möglichen Diäten abzunehmen. Und nach den Infarkten hatte man ihm ja auch nahegelegt, fettarm und ballaststoffreich zu essen.
Meine Abnahme und mein Wohlbefinden allerdings beeindruckten ihn und das Buch „Dumm wie Brot“ hatte ihn endgültig überzeugt. Ich selber lebe seit Mai 2013 LCHF und hatte ihm die Lektüre ans Herz gelegt. Im Krankenhaus und auch in der Reha-Klinik hat er versucht, sich entsprechend zu ernähren, allerdings musste ich „zufüttern“. Wer Kurklinik- und Krankenhauskost kennt, weiß, wovon ich spreche. Im Übrigen nahmen die Ärzte seine Ernährungsweise eher kommentarlos zur Kenntnis und das Pflegepersonal war damit ohnehin überfordert. „Kein Brot? Aber das geht doch nicht!“ Unglaube bis Entsetzen waren die durchgängigen Reaktionen.
Er erholte sich, nahm moderat ab, mit Physio- und Psychotherapie und Krankschreibung wurde seine Lebensführung ausgeglichen und es ging ihm sehr langsam aber sichtbar besser. Die Neuropsychologin unterstützte seine Ernährungsweise, auch das hat ihn sehr bestärkt.
Noch in der Klinik hatte ihm der Arzt gesagt, seine rechte Aorta sei stark verengt, er wolle aber eine Operation als nicht dringend einstufen.
Das Leben normalisierte sich, die regelmäßigen Kontrolluntersuchungen (kardiologisch und neurologisch) ergaben keine Veränderungen, alles im grünen Bereich. Ich schreibe das unserer Ernährung und Lebensweise zu, ich weiß aber auch, dass Schäden, die man im Laufe von Jahrzehnten angerichtet hat, sich zum einen sich nicht innerhalb von Monaten bereinigen lassen bzw. regelrecht nicht wieder gut zu machen sind. Wie zum Beispiel verengte Schlagadern.
Denn genau das war der zweite Langzeitschaden. Im Februar 2015, Ralph war nach Pforzheim gefahren, um seine Tochter zu besuchen, hatte er einen zweiten Schlaganfall. Genau an der gleichen Stelle wie 9 Monate zuvor, allerdings dieses Mal sehr leicht, bis auf ein leicht verwaschenes Sprechen kaum wahrnehmbar.
Er konnte sogar selbst die Rettung anrufen und ließ sich ins Krankenhaus bringen. Nun allerdings riet ihm der Arzt, sich dringend operieren zu lassen: „Dieses Mal haben Sie wieder Glück gehabt, bei einem dritten Mal werden Sie gar nicht mehr in der Lage sein, zu entscheiden.“
Das und die Tatsache, dass es ein zweites Mal überhaupt gegeben hatte, hat meinen Liebsten in einen Zustand völliger Unsicherheit und Angst versetzt. Wir entschlossen uns, umgehend einen Gefäßchirurgen zu suchen, der ihn operieren sollte. Ich bin immer noch sicher, dass es ohne LCHF schon bei diesem Mal sehr viel schlimmer gekommen wäre.
Unser Hausarzt in Berlin war sehr gut vernetzt und konnte uns einen Arzt empfehlen, eine wirkliche Koryphäe auf diesem Gebiet. Glücklicherweise war dieser Mensch auch in Berlin und er hat Ralph 14 Tage nach dem letzten Schlaganfall operiert. Die Aorta wurde durchtrennt, wie ein Ärmel nach außen umgekrempelt und alles, was dort nicht hingehörte, abgeschält. Er war übrigens LCHF gegenüber positiv, auch wenn er vorher noch nichts davon gehört hatte. Die Operation hat einen neuen Menschen aus Ralph gemacht, er war ungeheuer erleichtert, dass der Schaden nun ausgeräumt war und hatte wieder Lebensmut und Kraft, wieder gesund zu werden.
In der Klinik hatte er schon bei der Aufnahme angegeben, er ernähre sich ketogen. Zumindest war das ein bekannter Begriff, und das Pflegepersonal war wirklich guten Willens – aber guter Wille allein…
In der Reha traf er auf eine Ärztin, die sehr angetan war und ihm empfahl, das auch beizubehalten. Allerdings werde er in der Klinik möglicherweise nicht immer das Passende bekommen. Stimmte. Die Diätassistentinnen hielten Vorträge über die Ernährungspyramide der DGE und ließen nichts anderes gelten. Die Möglichkeiten waren recht eingeschränkt. Butter und Olivenöl gab es immer reichlich und Gemüse ohne Mehlsauce konnte man ja auch essen.
Das ist nun fast ein Jahr her, wir beide essen LCHF, wir mögen alles, was dazu gehört, es fällt uns beiden leicht, auf Süßigkeiten zu verzichten, ab und an erlaube ich mir ein Glas Wein. Ralph trinkt gar keinen Alkohol. Unsere Abnahmen gehen eher langsam aber in die richtige Richtung. Ich glaube, das hängt auch mit dem Alter zusammen. Bei den meisten Menschen, die 30 kg oder mehr sehr schnell abnehmen, handelt es sich ja um Jüngere.
Ralph war bisher alle drei Monate zur Sonographie, hat sich regelmäßig Blut abnehmen lassen und jedes Mal hieß es: alles in Ordnung. Die ausgeschälte Aorta ist nach wie vor blank wie ein poliertes Stahlrohr, die anderen Schlagadern – auch Bauch und Oberschenkel – sind ebenfalls sauber. Er nimmt nur noch 2 von anfangs 8 verschiedenen Medikamenten, unter anderem Betablocker und Simvastatin, ich hoffe, wenn die Entwicklung weiter so günstig ist, kann er die auch bald absetzen.
Jetzt ist er ein ausgeglichener, dem Leben zugewandter und gesunder Mann, der weiterhin auf dem Weg ist, ein paar Pfunde abzuwerfen. Und dank LCHF wird es auch in Zukunft heißen: ohne Befund.
Schlaganfall, Herzinfarkt, Arteriosklerose, Übergewicht
Lasst uns die Erfolge feiern, wie sie fallen – ausgiebig und mit viel Glitter. Wenn dir deine Verbesserung und dein Fortschritt viel bedeutet, dann ist das immer eine Fanfare wert, die nicht laut genug sein kann. Genieß das!
Wichtig: Wenn dir manche Namen etwas merkwürdig vorkommen, dann dürfte es daran liegen, dass in den Texten die Namen verwendet wurden, die diese Menschen auch im Forum verwenden.
Lies dich mal ein, das ist wirklich atemberaubend: