Wechseljahre – Klimawandel spezial

Sagensemal, Frau Müller … Tut mir leid, wenn ich jetzt indiskret werde, aber die Vierzich sehen SIE doch auch nur noch aufm Tacho, oder?

Ach, hörense auf mittie Schnappatmung, geht mir doch genauso! Ich leg ja auch seit einiger Zeit umme Mitte rum immer mehr Pölsterken an … Und dann dauernd dat Wasser inne Beine!

Stellen Sie im Winter eigentlich auch immer die Heizung inne Wohnung aus? Is dat jetzt diese Erderwärmung, von der dauernd die nette Dame im Fernsehen erzählt? Nee? Klima… wie?! Klimakterium? Is aber auch so ne Art von Klimawandel, oder?

Die Wechseljahre & ich!

Als ich mich zwecks Gewichtsabnahme für LCHF entschied, war ich wirklich fest entschlossen, nicht mehr alles und jedes auf meine zurzeit tobenden Wechseljahre zu schieben: Herzstolpern, Verdauungsprobleme, Zyklus- und Gedächtnisstörungen, morgendliche Schweißausbrüche und – last but not least – eine langsame, aber stetige Gewichtszunahme. Zumindest bei letzterer, so dachte ich, wäre Bodo, mein innerer Schweinehund, maßgeblich beteiligt: faul räkelt sich das Vieh auf seiner weichen Decke und sein einziges Interesse ist ein ständig gefüllter Napf.

Ha! Wäre doch gelacht, wenn ich dem Köter nicht Beine machen könnte! Runter von der Decke und ab sofort wird genauestens geguckt, was in den Napf plumpst!

Nach einigen Wochen Lesens im LCHF-Forum stellte ich neidisch fest: unglaublich viele Frauen legen ein Mordstempo beim Abwurf ihrer Kilos vor. 15 kg in 3 Monaten – ich selber knabbere in der gleichen Zeit an popeligen 7 kg rum und statt dass mein Waage-mutiger Wieg-and mir jede Woche ein hübsches Minus von pimaldaumen 1 kg anzeigt, fährt der Kerl hemmungslos Achterbahn: mal 1 kg runter, nächste Woche wieder 1 Pfund rauf.

Bin ich weniger konsequent?

Ein Vergleich der Essens- und Nährstoffpläne zeigte: ich mache eigentlich gar nix anders als die Turbo-Abnehmerinnen. Ich bin sogar unglaublich diszipliniert über eine für mich schon sehr lange Zeit – warum zum Kuckuck klappt das dann bei MIR nicht?! Sehr frustrierend, das.

Irgendwann fiel mir auf: die fix abnehmenden Damen sind alle mindestens 10 Jahre jünger als ich. Und andere Frauen in meinem Alter berichten von denselben Problemen. Hm. Vielleicht liegt’s ja doch nicht (nur) an Bodo, sondern tatsächlich an den Wechseljahren?

Aber wenn das wirklich so sein sollte: was passiert eigentlich genau in diesen ominösen „Wechseljahren“, dem Klimakterium? Und warum grätscht mir dieses Ding dauernd zwischen meine Erfolgserlebnisse, wie Rudi Völler zu seinen besten Zeiten zwischen die gegnerischen Haxen?

Wie schon der chinesische General Sunzi im 6. Jahrhundert v.Chr. richtig bemerkte: „Wenn du den Feind und dich selbst kennst, brauchst du den Ausgang von hundert Schlachten nicht zu fürchten.“ [1]

Wechseljahre Klimawandel spezial retro 2 Frauen unterhalten sich

Nun denn, schauen wir dem Feind mal ins Auge:

Das Wort „Klimakterium“ ist abgeleitet vom griechischen klimaktér, was u.a. so viel bedeutet wie „Stufenleiter, kritischer Zeitpunkt im Leben“. [2] Meyers Konversationslexikon (4. Auflage, 1885 – 1892) definiert die „Stufenjahre“ einer Frau als „diejenigen (…), in welchen beim Weib die geschlechtlichen Funktionen erlöschen, wo die Frau zur Matrone wird, (…)“. [3]

Matrone! Entzückend. Allein dieses Wort impliziert doch schon Übergewicht, dunkle Kleidung (das kaschiert!) und enge Knöpfstiefelchen (gegen das Wasser in den Beinen).

Dummerweise aber trifft das Matronenhaftige tatsächlich zu: mit Einsetzen der Wechseljahre lagern wir Wasser ein, nehmen zu – und tragen zum Kaschieren dunkle Klamotten.

Verantwortlich hierfür (also jetzt nicht für die schwarzen Wallegewänder) sind die Hormone. Genauer gesagt: das allmähliche Verschwinden bestimmter Hormone, vor allem der Östrogene, den wichtigsten weiblichen Sexualhormonen.

2-3 Wörtchen zu den Östrogenen

Östrogene werden hauptsächlich in den Eierstöcken bzw. den dort zunächst untätig herumlungernden Follikeln gebildet, die sich im Laufe eines Zyklus‘ zu sprungbereiten Eizellen entwickeln. Wir Mädels kommen mit mehreren Millionen von potenziellen Eiern (den Follikeln) auf die Welt, aber schon während der Pubertät sinkt diese Zahl auf popelige 100.000 bis 250.000. Mit jedem Eisprung und jeder Menstruation bleiben immer weniger Follikel in den Eierstöcken übrig, bis im Alter von ca. 50 Jahren keine Eizellen mehr übrig sind, die noch den Mumm haben, einen Sprung zu wagen. Und damit ist auch niemand mehr da, der ausreichend viele Östrogene bilden könnte.

In unserer Jugend Maienblüte erfüllen die Östrogene neben dem Erhalt der Fruchtbarkeit zahlreiche weitere Aufgaben: sie machen die Haut geschmeidig und sorgen für weibliche Kurven, schützen vor Herzinfarkt, Schlaganfall und Depressionen, regulieren den Fett- und Zuckerstoffwechsel, fördern den Knochen- sowie den Muskelaufbau und die Hirn- und Darmfunktionen. Und nicht zuletzt haben Östrogene eine große Wirkung auf das vegetative Nervensystem, das lebenswichtige Körperfunktionen wie Atmung, Stoffwechsel und Wasserhaushalt steuert.

Wie ein Verkehrspolizist, der wild mit den Armen wedelnd auf einer riesigen Kreuzung mitten in New York steht.

Und dann sind sie weg, die Östrogene – der Herr Polizist geht in Rente

Wir werden faltig und kriegen Hängebrüste, Herzprobleme, Hitzewallungen und Depressionen, unsere Cholesterinwerte erklimmen ungeahnte Höhen, genauso wie das Gewicht, Glukoseintoleranz mitsamt „Altersdiabetes“ macht sich breit, die Knochen bröseln osteoporotisch vor sich hin, die Muskelmasse nimmt ab, der Darm spielt verrückt und wir werden unkonzentriert, schwerhörig und vergesslich. Dem vegetativen Nervensystem fehlt der Polizisten-Kumpel, Stoffwechsel und Wasserhaushalt geraten auf die schiefe Bahn.

Aber damit nicht genug: wenn die weiblichen Hormone sich zurückziehen, gewinnen die männlichen die Oberhand. Die Androgene (z.B. Testosteron) lassen unsere Haare auf dem Kopf weniger werden, dafür sprießen sie jetzt am Kinn. Das Fett, das sich bisher hübsch weiblich auf den Hüften niederließ, versammelt sich nun im Bauchbereich und bildet die typisch männliche „Bierpocke“.

Du liebe Güte! Mit DEN ganzen Zipperlein soll ich abnehmen können?!

Doch, ich kann. Weil ich ja jetzt meinen „Feind“ kenne. Und außerdem noch weiß, dass allein schon durch die in den Wechseljahren abnehmende Muskelmasse der Grundumsatz um ca. 100 bis 200 kcal pro Tag sinkt, dass die für den Erhalt des Zyklus‘ notwendigen ca. 150 kcal (!) pro Tag (!!) [4] an den Tagen vor den Tagen wegfallen und überhaupt aufgrund des gemütlicheren Lebens im fortgeschrittenen Alter nochmal ca. 100 kcal weniger gebraucht werden. Da kann ich mir leicht ausrechnen, dass von einem ehemaligen Tages-Grundumsatz von durchschnittlich 2.500 kcal im schlimmsten Fall nur noch mickrige 2.050 kcal übrig bleiben und mich dementsprechend darauf einstellen.

Was Glukoseintoleranz und Stoffwechselstörungen angeht, bin ich mit LCHF ja schon bestens „bewaffnet“. Mithilfe eines Ernährungstagebuchs kann ich darüber hinaus die hinterhältige und trickreiche Kalorien-Bande in den Griff kriegen. Und Bodo, mein kleiner Schweinehund, wird sich noch wundern, wie lang so eine Gassirunde sein kann.

Heiße Zeiten brechen an. Der Klimawandel kann mich mal!

Quellen:

Beitragsbild Frau Ameise Andrea Schilken Raulf ein Forum für Leib und Seele

Autorin: Andrea

Frau A.Meise (Andrea) tauchte im April 2016 im LCHF-Forum auf und erfreut uns seitdem nicht nur mit ihrer Anwesenheit, sondern auch mit ihrem erfrischendem Schreibstil. Wir sind gespannt, wo ihre LCHF-Reise sie noch hinführen wird.

Andrea ist Autorin und betreibt zudem ein Schreibbüro für Büroservice aller Art. Ich finde, sie ist eine äußerst fähige Texterin, kann ich nur wärmstens empfehlen!

Andreas Webseite

Andreas Texte auf LCHF.de

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