Vielleicht kommst du gerade ins Grübeln und fragst dich, ob und warum LCHF die richtige Ernährung sein könnte? Darum kommen wir jetzt zu ein wenig Theorie, denn es fällt umso leichter , LCHF erfolgreich in die Praxis umzusetzen, je mehr du dich im Vorfeld damit beschäftigt hast. Und glaub mir: Es gibt so viel zu lesen, zu lernen und reichlich alte Glaubenssätze zum über Bord werfen.
Bevor wir uns nachher eingehend damit auseinandersetzen, wie LCHF im Detail funktioniert und was es fortan zu essen gibt, macht es Sinn, einen Blick auf die derzeitige Situation einer Epidemie unglaublichen Ausmaßes zu werfen:
Sieht man die Entwicklung des Übergewichts und „typischer Begleiterkrankungen“ am Beispiel Deutschlands in den letzten Jahrzehnten als ein Indiz für ein allgemein ungesünderes Leben einmal isoliert an, so erkennt man anhand wirklich trauriger Zahlen sehr schnell, dass etwas gewaltig aus dem Ruder läuft und sich in eine höchst ungute Richtung entwickelt.
Fragen, die man sich in diesem Zusammenhang stellen sollte:
Der Anteil an übergewichtigen Menschen in Deutschland steigt rasant an. Im Jahr 2013 waren insgesamt 52 % der erwachsenen Bevölkerung (62 % der Männer und 43 % der Frauen) in Deutschland übergewichtig. Seit 1999 ist der Anteil Übergewichtiger weiter gestiegen (damals insgesamt 48 %, wovon 56 % Männer und 40 % Frauen). [Quelle: Veröffentlichung des Statistischen Bundesamts vom 05.11.2014]
Die Feststellung von Übergewicht beruht meist auf Grundlage des BMIs (Body Mass Index). Der BMI stellt jedoch das Gewicht ins Verhältnis zur Körpergröße – eine zweidimensionale Angelegenheit! Ein muskelbepackter Bodybuilder wird dadurch recht lässig zum Übergewichtigen, während ein relativ muskelbefreiter Bewegungsmuffel, der eine ordentliche „Wohlstandskugel“ auf ansonsten dünnem Körperchen mit sich trägt (und somit relativ viel gefährliches viszerales Bauchfett) als normalgewichtig und somit gesünder als der vorgenannte Bodybuilder eingestuft wird. Finde den Fehler!
Richtiger wären aus meiner Sicht „dreidimensionale Ansätze“, wie vielleicht der ABSI oder auch BSI, bei dem neben Gewicht und Größe u.a. auch der Bauchumfang eine wesentliche Rolle spielt.
(Wobei die meisten mit zu hohem BMI wohl eher keine Bodybuilder sein werden. Und dann ist der BMI wiederum zumindest als schnelle Richtschnur in Ordnung.)
Und doch… eigentlich braucht es keine großartigen Erhebungsergebnisse, es reicht, die Augen offen zu halten. Ich bin Jahrgang 1970. Wenn ich als Kind z.B. in das Freibad ging, gab es „den einen Dicken“ (der aber auch übrigens andauernd auf dem Weg zum Kiosk war, um sich noch ein Eis zu kaufen), eher eine Rarität. Gehen Sie heute mal in ein Freibad, setzen Sie sich auf Ihre Decke und beobachten Sie die Menschen um sich herum. Und? Ja, genau! Mehr brauche ich wohl nicht dazu zu sagen.
Übergewicht wiederum ist in der Variante der stammbetonten Adipositas (zu viel Fett im Bauchbereich) meist die auslösende Ursache für das so genannte metabolische Syndrom. Darunter verstehen Experten eine Kombination unterschiedlicher gesundheitlicher Risikofaktoren. Die stammbetonte Adipositas führt häufig zu krankhaften Veränderungen im Fett- und Zuckerstoffwechsel. Eine zentrale Rolle spielt dabei ein körpereigenes Hormon: Insulin. Es kann im Gewebe nicht mehr richtig wirken, dadurch kann es zur sogenannten Insulinresistenz kommen. Andere Bezeichnungen dafür sind „Insulinresistenzsyndrom“ oder „Wohlstandssyndrom“.
Messbare Veränderungen bei einem metabolischen Syndrom sind erhöhte ungünstige Blutfette (im Besonderen die Triglycerid-Werte), ein vermindertes HDL-Cholesterin, erhöhte Werte des Nüchtern-Blutzuckers und erhöhte Blutdruckwerte. Jeder dieser Faktoren ist ein Risikofaktor für Veränderungen an den Blutgefäßen. Sie können im Laufe mehrerer Jahre zu einer „Arterienverkalkung“ (Arteriosklerose) führen. Daraus resultierende Spätfolgen sind häufig Durchblutungsstörungen und bleibende Schäden an lebenswichtigen Organen wie Herz, Gehirn und Nieren.
In welchem Maße sich die einzelnen Risikofaktoren auf das Gesamtrisiko auswirken, ist bislang nicht restlos geklärt. Fest steht jedoch, dass das Risiko sowohl für Herz als auch für die Blutgefäße deutlich steigt, wenn die zuvor beschriebene, gesamte Konstellation eines metabolischen Syndroms vorliegt. Vor allem ein Herzinfarkt oder ein Schlaganfall können schwere Folgen haben, die Lebensqualität nachhaltig erheblich einschränken oder sogar nicht selten tödlich enden.
Sehen wir uns – neben den bereits erwähnten Entwicklungszahlen des Übergewichts – beispielsweise die Entwicklung bzw. das Aufkommen von Diabetes und Bluthochdruck in Deutschland im Einzelnen näher an, ergibt sich ein erschreckendes Bild:
Vor rund 10 Jahren war in der Altersgruppe der 18- bis 79-jährigen bei insgesamt 3,3 Millionen Menschen jemals ein Diabetes festgestellt worden. Im Jahr 2013 waren es bereits 4,6 Millionen Menschen der gleichen Altersgruppe.
Falls ein Hoffnungsschimmer in dir aufkeimt:
Ich habe vorsorglich die Gesamtbevölkerungszahlen beider Jahre verglichen: 2003 lebten 82,53 Mio. Menschen in Deutschland, 2013 waren es hingegen „nur“ 80,77 Mio. – also sogar rund 2 Millionen Menschen weniger bei einer höheren Anzahl Diabetiker…
Leider ist es eine traurige Tatsache, dass ein Diabetes im Schnitt 5-10 Jahre unerkannt bleibt, da sich zunächst keine deutlichen Symptome abzeichnen.
[Quelle dieser Kennzahlen: „Prävalenz und zeitliche Entwicklung des bekannten Diabetes mellitus – Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1)“ 2013]
Bluthochdruck betrifft in Deutschland etwa 20 Mio. Erwachsene und ist damit ein weit verbreiteter Risikofaktor in der Bevölkerung. Jeder dritte Erwachsene in Deutschland lebt mit Bluthochdruck (30% der Frauen und 33% der Männer), wobei es bei jungen Erwachsenen (18 bis 29 Jahre) nur knapp 5% sind und bei 70- bis 79-Jährigen fast 75%. Bedauerlicherweise liegt die Dunkelziffer vermutlich auch hier deutlich höher, denn auch der Bluthochdruck zeigt häufig keine deutlichen Symptome. [Quelle der Kennzahlen: „Blutdruck in Deutschland 2008-2011 – Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1)“ 2013]
Zusammengefasst ist Übergewicht in Kombination mit weiteren Erkrankungen bzw. gesundheitlichen Risiken eine Gefahr, schwerwiegend zu erkranken. Dabei möchte ich die bereits vorgenannten drohenden Erkrankungen wie Arteriosklerose, Bluthochdruck und Diabetes noch um Probleme mit der Wirbelsäule und weitere degenerative Erkrankungen des Bewegungsapparats ergänzen. Wie viele Menschen kennen Sie in Ihrem Umfeld, die „Rücken“, „Bandscheibe“ oder „Nacken“ haben? Viel zu viele!
Zu den Gefahren für die körperliche Gesundheit gesellt sich eine Gefahr für die Psyche. Wer möchte schon dick sein? Dick zu sein entspricht nicht der aktuellen Gesellschaftsnorm. Mit Übergewicht sind diverse charakterliche Assoziationen verknüpft (z.B. „faul“ und „maßlos“), die häufig zu Unrecht allgemein auf Übergewichtige transportiert werden. Diese Vorurteile können u.a. zu Diskriminierung, sozialer Ausgrenzung, Mobbing und auch zu Schwierigkeiten im Arbeitsleben führen.
Mir sind zahlreiche Fälle bekannt, in denen sich Betroffene zurückziehen und in ihrer eigenen Welt einigeln, weil sie sich dem Gegenwind entweder nicht mehr stellen wollen oder können. Allein die Angst vor offener, verletzender Kritik und Versagen reicht in manchen Fällen bereits aus. Im weiteren Verlauf kann dies wiederum in diverse Essstörungen münden, aber das würde an dieser Stelle zu weit führen. Jedenfalls leiden nicht selten sowohl das Selbstbewusstsein als auch der Lebensmut enorm unter der Situation.
Es liegt in deiner Hand – änder etwas! Auf LCHF.de lernst du, wie es gehen kann!
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