Stolperfalle: Ausnahme

Dieser Text über die Stolperfalle Ausnahme ist teilweise ein Auszug aus meinem Buch „Entpuppt – mit LCHF in ein leichtes Leben!“. Ein tolles Buch für LCHF Anfänger, die das Projekt lachend, aber auch mit ein wenig Sentimentalität angehen wollen. Meine persönliche Geschichte, die zeigt, DASS es geht und WIE!

Bevor wir aber zu diesem Auszug kommen, möchte ich einige weitere Gedanken dazu ergänzen. Damit haben wir dann alles zu diesem Thema feinsäuberlich an einer Stelle.

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Inhaltsverzeichnis zu Stolperfalle Ausnahme

Achtung - Augen auf!

Wenn man abnehmen möchte und die Ernährung umstellt, gibt es typische  Hindernisse, die auf dem Weg herumliegen und einen als Abnehmwilligen unter Umständen zum Straucheln bringen können. Einige dieser Hindernisse sind eher klein, andere nehmen gefühlt fast Ausmaße eines Felsens ein, den wir wahlweise umschiffen oder aus dem Weg rollen müssen.

Wichtig ist, dass du möglichst immer mit offenen Augen und wachsamen Geist bei deinem Abnehmprojekt bleibst, um herannahende Hindernisse tunlichst zeitig zu entdecken und ihnen entgegenzuwirken. Die diversen Stolperfallen, ob jetzt in direktem Bezug auf LCHF oder generell, werde ich nach und nach thematisieren. Heute geht es um die Ausnahme!

Die Sache mit den Cheatdays

Ausnahmen werden derzeit gerne als „Cheatdays“ bezeichnet. Damit sind Tage gemeint, an denen man sich Nahrungsmittel „bewusst gönnt“, die eigentlich auf dem gewählten Ernährungsplan nicht vorgesehen sind.

Für mich ist allein der Begriff schon bezeichnend: „to cheat“ heißt übersetzt „betrügen“ – es geht also streng genommen um Selbstbetrug. Ich denke nicht, dass das ein gutes Signal für das Unterbewusstsein ist… Jedenfalls sind „Cheatdays“ kein Bestandteil einer LCHF-Ernährung.

Wenn das Ziel in weiter Ferne liegt

Es ist aber auch nicht leicht mit den Ausnahmen, das gebe ich zu. Meistens ist man zu Beginn einer Ernährungsumstellung und der dadurch endlich einsetzenden Abnahme hoch motiviert. Jedes flüchtige Kilo ist nicht nur eine Erleichterung für den Körper, sondern auch für die geschundene Seele. Endlich passiert etwas, Euphorie stellt sich ein, die Hoffnung, dass man es schaffen kann. 

Allerdings ist das Ziel nicht greifbar, meist liegt es nicht einmal um die nächste Ecke herum. Im Falle von starkem Übergewicht liegt es eher „hinter den Bergen bei den 7 Zwergen“. Es ist somit eine Zukunftsvision, ein Traum, der aber eine echte Chance hat, reell zu werden, wenn man sein Ziel nicht aus den Augen verliert.

Der Gedanke, dass man dauerhaft auf viele gewohnte Leckereien über einen unter Umständen sehr langen Zeitraum verzichten soll, macht vielen das Herz schwer. Ich befürchte, das ist auch einer der Gründe, weshalb sich manche schwer mit einer Entscheidung für LCHF tun.

Allein die Vorstellung, dass Lebensmittel wie z.B. Brot, Kartoffeln, Nudeln, Kuchen und Süßes fortan nicht mehr verzehrt werden sollen, erscheint unvorstellbar, unschaffbar. Viele haben bei ihren Versuchen, das Übergewicht abzubauen, bereits jahrzehntelang gelitten. Sie haben gezählt, gewogen und vor allem verzichtet. Und jetzt sollen sogar noch diese „Standardlebensmittel“ vom Speiseplan geraubt werden? Das riecht von Anfang an nach Scheitern – und macht Angst. Wer will schon scheitern?

Ausnahme Frau mit Tafel Schokolade in der Hand

Stolperfalle Ausnahmen - aus "Entpuppt"

Ausnahmen waren von jeher der Anfang vom Ende meiner Bemühungen abzunehmen. Erkennen Sie sich in dieser Aussage wieder?

Mit LCHF gelang es mir, Heißhunger als Problem zu eliminieren bzw. im Griff zu haben. Ich hatte den Zustand erreicht, den ich mir über Jahre gewünscht hatte. Verlockungen lauerten dennoch überall und ständig, alte Gewohnheiten und Vorlieben waren vorerst noch fest verankert. Diese zu durchbrechen erwies sich als komplizierter. Aber ohne Heißhunger hatte ich überhaupt erst die Kraft, alte Muster zu verändern. Endlich!

Nehmen wir an, Sie haben mit LCHF begonnen und erleben dieses unglaubliche, neue Lebensgefühl, das ich zuvor beschrieben habe. Irgendwann kommt der Tag, der kommen muss: Man sitzt beispielsweise gemütlich im Büro, die Tür öffnet sich und herein kommt Kollegin Meier aus der Buchhaltung. Sie hat Geburtstag und gibt einen aus, ihre berühmt-berüchtigte Schokoladentorte. Was passiert?

Diverse Prozesse im Körper springen automatisch an

 Zunächst werden bei vielen Menschen Prozesse in Gang gesetzt, die völlig natürlich sind, und sich daher wohl nicht verhindern lassen. Der Speichelfluss setzt ein, die Bauchspeicheldrüse gibt in freudiger Erwartung sicherheitshalber etwas Insulin frei. Es scheint eine Verknüpfung zu bestehen, da der Körper jahrelang die Erfahrung gemacht hat, dass auf „Leckeres angeboten bekommen“ eben „essen und verarbeiten“ folgt.

Das Insulin gelangt in die Blutbahn, woraufhin der Zuckerspiegel zu fallen beginnt. Das ruft den Heißhunger auf den Plan. Gleichzeitig macht der Magen sich verdauungsbereit. Diese Vorgänge laufen vollautomatisch ab. Kein Grund, sich deswegen schlecht zu fühlen!

Der rosa Elefant entert den Raum

Leider hat man die Torte von Frau Meier schon einmal gegessen und erinnert sich daran, wie unglaublich cremig, süß und schokoladig sie schmeckt. Der spontane Gedanke, dass ein klitzekleines Stück nicht schaden könnte, keimt auf. Schließlich ist es gleichzeitig doch ein wenig unerzogen, ein angebotenes Stück Geburtstagstorte abzulehnen, oder?

Solche Gedanken sind normal und menschlich. Gedanken fliegen einen an, sie lassen sich schlecht unterdrücken. Das erinnert mich immer an das Spiel mit dem rosa Elefanten. Wenn ich zu Ihnen sage: „Sie dürfen die nächsten fünf Minuten an alles denken, außer an rosa Elefanten!“, woran denken Sie dann? Probieren Sie es aus.

Am Ende ist und bleibt es eine persönliche Entscheidung

Aber jetzt kommen wir zum wesentlichen Punkt. Nämlich der Frage, ob man das Stück Torte nun isst oder nicht. Die bis hierher beschriebenen Vorgänge laufen automatisch ab, darauf hat man wenig Einfluss. Aber der Griff zur Torte ist und bleibt selbstbestimmt! Das ist Ihre freie Entscheidung.

Mein Tipp? Lassen Sie es sein! Sie machen es sich unnötig schwer, wenn Sie nachgeben. Lehnen Sie höflich ab, verlassen Sie nötigenfalls die Situation. Dazu müssen Sie nicht fluchtartig aus dem Raum rennen, aber ein Besuch der Toilette ist beispielsweise immer legitim. Vielleicht müssen Sie etwas kopieren gehen? Suchen Sie sich – zumindest vorübergehend – eine andere Beschäftigung.

Keine kurzsichtige Entscheidung

Stellen Sie sich vor, wie Sie beide Optionen in den Händen halten. In der einen Hand das Stück Torte. Das ist in der Regel nichts weiter als eine Anhäufung von minderwertigen Kohlenhydraten. Nettowert etwa 1 Euro? Dieses kleine Häuflein ist jedoch in der Lage, alles, was Sie sich vielleicht bereits erarbeitet haben, im Handumdrehen zu vernichten.

Bis zur ersten Ausnahme verspüren die meisten eine recht hohe, stabile Hemmschwelle, die durch das Wahrnehmen von Ausnahmen sinkt oder gar zerstört wird. Besonders bedrohlich für die Hemmschwelle ist es übrigens, wenn eine Ausnahme keinerlei Konsequenzen auf der Waage hat.

In der anderen Hand halten Sie die Lösung Ihres Problems. Das, wonach Sie so lange gesucht haben. Es handelt sich nach wie vor um ein recht unsicheres, zartes Pflänzchen, aber Sie sind definitiv auf dem richtigen Weg. Der Wert? Schwer zu sagen. Das müssen Sie selbst berechnen. Für mich war dieses mickrige Pflänzchen jedenfalls unbezahlbar.

Sie brauchen diese billige, kleine Ausnahme nicht. Tatsächlich ist die Entscheidung gegen eine Ausnahme eine Entscheidung für sich selbst. Sie haben einen Beschluss gefasst und bleiben bitte dabei. Sie können NEIN sagen und werden dennoch überleben! Wenn ich das geschafft habe, schafft das jeder – so platt möchte ich es ausdrücken. Meistens vergeht der Heißhunger rasch, sobald die Gefahrensituation durchstanden ist. Er wird durch das stolze Gefühl verdrängt, standhaft geblieben zu sein.

Man muss sich auch mal was gönnen?

Ich werfe an dieser Stelle harsch ein, dass ich das ewige „Man muss sich auch mal was gönnen“ oder „Ich will mir nichts verbieten“ nicht mehr hören mag. Was gönnen Sie sich denn tatsächlich in dem Fall? Den Rückfall? Eine Zunahme? Eine weitere Kerbe im Selbstbewusstsein? Herrlich klug, oder?

In dem Moment, in dem Sie sich eine Ausnahme gönnen, gestehen Sie dem Vermissten einen viel zu hohen Stellenwert zu. Es wird zu etwas Besonderem, obwohl es genau das ist, was Sie dorthin gebracht hat, wo Sie zuvor unglücklich gestanden haben.

Das kann Ihnen nicht passieren? Sie fühlen sich sicher? Sie wissen, was Sie wollen und eine Ausnahme wird Sie nicht von Ihrem Ziel abbringen? Glauben Sie mir – die Praxis wird Ihnen diese momentane Selbstsicherheit noch um die Ohren hauen. Kurz gesagt: Wenn Sie eine Ausnahme machen, fangen Sie vermutlich wieder von vorne an.

Und jetzt treffen Sie Ihre Wahl.

Annika von LCHFplus (Seitenblick an Steinwand)

Annika Rask (die Autorin), Sudda (die Bloggerin), Annika Brettfeld-Rask (die Betreiberin dieser Seite) – alles ich.

Seit 2009 lebe ich LCHF. Zunächst „nur“ als Ernährung, nach und nach wurde es immer mehr zu einer wesentlichen Facette meines Lebens. Auf diese Weise gelang es mir über 45 kg abzunehmen, meinen persönlichen Weg von der Couchkartoffel zur leidenschaftlichen Sporttrainerin zu finden, ein Buch über meine Erfahrungen mit LCHF zu veröffentlichen und mich schlussendlich auf selbständige Füße zu stellen.

Seit 2015 bin ich stolze Besitzerin dieser Webseite, wofür ich ihrer Begründerin Nicole Wirth unendlich dankbar bin.

Du möchstest persönlich etwas loswerden oder haben eine Frage? Schreib mich einfach über das Kontaktfeld an.

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