Da meine Montagskurse kleiner sind als die anderen und wir bereits viele Jahre zusammen verbracht haben, habe ich zu den Teilnehmerinnen einen recht guten Draht – man bekommt dann doch dies und jenes aus dem Leben der anderen mit. Eine davon ist Jacqueline.
Mensch, Mädchen, mach doch!
Ich weiß gar nicht mehr genau, seit wann Jacqueline dabei ist, aber wir haben ebenfalls bereits einige Jahre lang gemeinsam Sport gemacht, das steht fest!
Sie fiel mir von Anfang an auf. Und das gleich aus mehreren Gründen:
- Sie ist stets mit vollem Elan bei der Sache.
- Dazu hat sie in aller Regelmäßigkeit richtig gute Laune und strahlt wie der Sonnenschein.
- Ihr Körper ist anders – Frage ich die Teilnehmer, an welcher Stelle des Körpers sie die Übung gerade merken (ich möchte Bewusstsein für den Sinn und Zweck bzw. das Ziel einer Übung schaffen), sagen fast alle z.B.: „Im Bauch!“. Nur von Jacqueline kann eine Äußerung kommen wie: „Ich spür das aber in der Wade.“ Damit verblüfft sie mich immer wieder.
- Und nicht zuletzt: Sie war schwer. Sie war echt zu schwer!
Das fand ich furchtbar schade, denn sie ist ein echte Powerfrau, die aber durch ihr Körpervolumen eingeschränkt bzw. ausgebremst wurde. Und darüber hinaus ist sie so jung und so hübsch – unwillkürlich drückte sich in mir der Gedanke hoch „Mensch, Mädchen! Mach doch mal. NIMM AB! Du würdest so sehr davon profitieren!“
Gleichzeitig hab ich mich für diesen Gedanken geschämt, denn wer bin ich, um für andere zu entscheiden, was für SIE richtig ist? Ist schlanker wirklich stets erstrebenswerter? Ging mich das überhaupt etwas an? Nein, natürlich nicht – aber dennoch ließ er mich nicht los, dieser Gedanke.
Selbstbewusstsein, dein Name ist Jacqueline
Dieses Gefühl wurde noch durch einen weiteren Fakt verstärkt: Wenn Selbstbewusstsein einen Namen hat, dann heißt es nämlich definitiv JACQUELINE.
T-Shirt eine Unze zu knalleng? EGAL!
Reichlich körperbetont? EGAL!
Da beulte Körper über die Hose? EGAL!
Sie ruhte schon damals vollständig in sich und strahlte eine faszinierende Weiblichkeit aus. War sie am Ende einfach nur zufrieden mit sich?
Hm. Und doch… Ständig hatte ich im Geiste eine schlanke Jacqueline vor Augen, fand eine Ahnung davon in ihrem runden Gesicht. Berufsschaden? Eigene Erfahrung bzw. damalige Gefühlswelt auf andere projiziert? Mag beides sein.
Eine Art Absage
Schon als mein Buch „Entpuppt“ auf den Markt kam, startete ich bei einem Gespräch unter vier Augen einen dezenten, schüchternen Versuch. Wir saßen auf der Treppe vor der Halle und ich erzählte ihr von mir. Wie es früher war, wie ich es geschafft hatte. Aus Erfahrung weiß ich, dass das eine Möglichkeit ist, mit der ich bei anderen Betroffenen eine kleine Lawine in Gang setzen KANN.
Nicht bei Jacqueline. Fand sie interessant, fand sie toll für mich. Punkt. Mehr kam da nicht, es perlte an ihr ab wie Wasser auf Teflon.
Und ich wagte nicht, sie DIREKT darauf anzusprechen. Das mache ich nicht. Prinzipiell nicht. Das hätte ich als dicker Mensch auch nicht gewollt. Wenn mal jemand versucht hat, mir auf diese Weise zu „helfen“, hab ichmich verschlossen, war verletzt und konnte als Verteidungsmaßnahme sogar angreifen.
Ich hoffte, sie würde meine Info vielleicht erst einmal sacken lassen und dann noch darauf zurückkommen. Fehlanzeige! Nun denn. Aber es fuchste mich weiterhin.
Endlich!
Als ich nun Ende Februar/Anfang März diesen Jahres den ersten LCHF plus Kurs für Anfänger in meinen nagelneuen Räumen plante, unterhielt ich mich mit Liane, einer anderen Sportteilnehmerin, darüber. Jacqueline kam dazu. „Du kannst gerne auch kommen“, wagte ich ganz vorsichtig einen Vorstoß. Liane, die etwas forscher ist, sagte mit ihrem kessen Berliner Akzentchen: „Komm, wir gehen da zusammen hin. Schadet uns beiden nicht!“.
Gesagt, getan – Jacqueline kam zum LCHF-Kurs…
… und sie ging ab wie eine Rakete
Meine kleine Befürchtung, sie würde sich nur mir zuliebe „halt mal dahin setzen“, erwies sich als völlig unbegründet. Sie war von Anfang an absolut konzentriert bei der Sache, stellte viele Fragen und setzte LCHF *zack* um – jedenfalls nachdem sie sich direkt in der ersten Woche emotional von Milch als Standardgetränk und Brot als zu Nahrungsmittel verabschiedet hatte.
Ihre Umstellungsbeschwerden waren eher dezent und das gab ihr die Kraft, richtig Gas zu geben! Sie hielt sich nicht nur strikt an das, was ich ihr ernährungstechnisch mit auf den Weg gab (übrigens kommt meine eigene Methode ohne Abwiegen von Lebensmitteln und Ernährungsapp aus – stressfrei!), sondern tobte sich zusätzlich in allen möglichen Sportaktivitäten aus: Zumba, BauchBeinePo, Walken und Joggen – nichts war vor ihrer unbändigen Energie sicher.
Ein waagenloser Mensch
Direkt am Anfang des Kurses teilte sie mir mit, dass sie gar keine Ahnung habe, wie hoch ihr Gewicht sei. Und sie wolle es auch gar nicht wissen.
Wie ungewöhnlich. Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß? Ein bisschen war es vermutlich so.
Ich fand den Gedanken, gar keine messbaren Parameter zu haben, schade, wusste ich doch selbst, wie schön es ist, die Zahlen auf Maßband und Waage schwinden zu sehen. Besonders in Zeiten, in denen man das GEFÜHL hat, es würde sich nichts tun.
Wir einigten uns darauf, dass ich sie wiegen, dabei das Display zuhalten und ihr das Ergebnis nicht verraten würde. Aber bereits nach drei Wochen hatte sie so viel abgenommen, dass ich befürchtete, sie würde mir später nie und nimmer glauben, wie viel sie am Anfang gewogen hatte. Daher schrieb ich ihr Startgewicht auf einen Zettel, den ich in einem Briefumschlag verstaute. Diesen Briefumschlag signierten wir anschließend beide auf der Verschlussnaht mit unserer Unterschrift, damit sofort ersichtlich wäre, wenn ich im Nachhinein manipulieren würde.
Freundschaft mit dem eigenen Gewicht schließen
Nach einigen Wochen war Jacquelines Neugierde jedoch größer als ihr Widerwille gegen Waagen – und sie wollte es wissen. Einen Moment befürchtete ich, dass sie dieses Wissen aus der Bahn werfen könnte. Aber sie nahm es einfach nur zur Kenntnis und seitdem ist die Waage auch kein Problem mehr für sie.
Nein, sie hat sich selbst keine Waage angeschafft. Montags kommt sie etwas früher, bevor der Sportkurs beginnt, stellt sich auf die Waage und wir notieren ihr Ergebnis. Und dieses Ergebnis lässt sich wirklich sehen!
24 kg sind nach einem guten halben Jahr Geschichte…
… 15 weitere sollen folgen! Und ich wette alles, dass Jacqueline auch das mit einem breiten Lächeln abwerfen wird.
Es macht richtig Spaß mit ihr zu arbeiten – sie ist so ansteckend in ihrem Elan. Ich freue mich unglaublich für sie und bin sehr stolz auf sie. <3
Aber Worte sind Worte – Bilder sind Bilder. Und den Unterschied zwischen Vorher und Aktuell genießen wir nun gemeinsam – das Nachher folgt so sicher wie der Tag auf die Nacht:

Jacqueline vorher und nachher

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