Kalium, das siebenthäufigste Element der Erdkruste, ist ein hochnervöses Kerlchen: Mit nur einem Außenelektron ist es stets bemüht, stabile Verbindungen mit anderen Stoffen einzugehen und kommt in der Natur somit nur in chemischen Verbindungen vor, zum Beispiel als Katzenglimmer (der ist wirklich so hübsch wie sein Name!).[1] Besonders mit Wasser reagiert Kalium äußerst leidenschaftlich – kommt der bei dieser Reaktion freigesetzte Wasserstoff mit Sauerstoff in Berührung, gibt es eine Explosion, die jeden Special-Effects-Profi in Hollywood vor Neid erblassen lässt.
Im November 1807 berichtete Humphry Davy der Royal Society of London, dass es ihm gelungen sei, durch Elektrolyse zwei Metalle zu gewinnen: zum einen Sodium (die französische und englische Bezeichnung für Natrium) und zum anderen Potassium, das er aus Pottasche gewann. Der Name Potassium wird noch heute in Frankreich und Großbritannien benutzt, in Deutschland heißt derselbe Stoff Kalium, nach dem arabischen القَلْيَة bzw. al-qalya = aus Pflanzenasche gewinnbar.

Kalium ist so wichtig!
Im menschlichen Körper kommt Kalium zu ca. 98 % innerhalb der Zellen vor, nur der Rest tummelt sich im extrazellularen Raum. Mit Natrium verhält es sich umgekehrt – und die Einhaltung genau dieses Verhältnisses ist für die Funktion einer jeden Zelle lebenswichtig. Durch geregelten Ausfluss von Kalium und Einfluss von Natrium in eine Zelle werden z. B. Signale zwischen den Zellen übermittelt (Nerven, Muskeln). Eine Störung des Gleichgewichts zwischen Kalium und Natrium kann zu schweren Reizleitungsstörungen bis hin zum Herzstillstand führen. Somit ist bei der Ernährung ein ausgewogenes Natrium-Kalium-Verhältnis von ca. 1:1 immens wichtig, wobei es nicht sinnvoll ist, bei erhöhtem Salzkonsum die Aufnahme von Kalium entsprechend anzupassen.[2]
Ernähren wir uns zu natriumlastig (zu viel Salz im Essen) oder auch zu kaliumlastig (z. B. zu viele Nüsse und Pilze bei einer Nierenschwäche), wird das empfindliche Gleichgewicht der beiden Mineralstoffe gestört. Auch der pH-Wert des Blutes, verschiedene Hormone und Magnesium beeinflussen den Kaliumstoffwechsel (und umgekehrt). Ein Magnesiummangel kann u. a. die Zellwände für Kalium durchlässig machen, sodass viel zu viel Kalium ins Blutserum gelangt und über die Nieren ausgeschieden wird.
Apropos Magnesium: Nicht nur ein Magnesiummangel kann zu Muskelkrämpfen führen. Leistungssportler, die übermäßig viel Kalium mit dem Schweiß verlieren, leiden oft unter Erschöpfung und Verkrampfungen.
Nicht im Alleingang supplementieren
Kalium ist darüber hinaus in der Lage, eine erhöhte Calciumausscheidung über die Niere und somit den Calciumabbau aus den Knochen zu verhindern. Es verbessert die Knochendichte und beugt Osteoporose vor, wie eine Studie an postmenopausalen Frauen gezeigt hat.[3] Auch auf den Blutdruck wirkt Kalium positiv ein und vermindert das Schlaganfallrisiko.[4] Allerdings sollten Kaliumpräparate nur auf Verordnung eines Arztes eingenommen werden, da sie schnell zu einem lebensgefährlichen Kaliumüberschuss führen können!
Vorsicht ist auch geboten bei Menschen, die unter einer Nierenschwäche leiden, da Kalium sehr stark entwässernd/harntreibend wirkt. Hier jedoch kann man die oben beschriebene große Reaktionsfreude des Kaliums mit Wasser nutzen: einfach das Gemüse lange wässern bzw. das Kochwasser wegschütten.
Man könnte das Kochwasser natürlich auch als Pflanzendünger nutzen, denn diese können das im Boden vorkommende Kaliumsilicat nur schlecht aufschließen und sind daher dankbar für die Zufuhr von wasserlöslichen Kaliumsalzen.
Funktionen von Kalium
- Signalweiterleitung zwischen Zellen (Nerven, Muskeln) / neuromuskuläre Reizbildung, Reizweiterleitung
- Aktivierung verschiedener Enzyme (z. B. zur Proteinsynthese und Kohlenhydratverwertung)
- Regulation des Blutdrucks
- Vorbeugung von Schlaganfällen
- Vorbeugung von Osteoporose
- Vorbeugung von Nierensteinen
- Regulierung des Säure-Basen-Haushalts
- Regulierung des Wasserhaushalts
- Freisetzung von Magensäure
- Regulierung des Zellwachstums
- Schutz von Gefäßen
- Beeinflussung der Freisetzung von Hormonen (z. B. Insulin)
Symptome eines Kalium-Mangels
Bei ausgewogener Ernährung ist ein Kalium-Mangel sehr unwahrscheinlich. Jedoch können alle Vorgänge, die zu einem Wasserverlust des Körpers führen, den Kaliumspiegel senken, so z. B. langanhaltendes Erbrechen oder Durchfälle (auch durch Abführmittel), starkes Schwitzen, Austrocknung generell und die Einnahme von Diuretika. Auch Erkrankungen von Niere, Leber und Darm, Diabetes, eine Störung des Säure-Basen-Haushalts und sogar der Verzehr von mehr als 100 g Lakritz über mehrere Wochen führen zu einem Kalium-Mangel. Dieser äußert sich dann mit den folgenden Symptomen:
- Erschöpfung
- Müdigkeit
- Muskelschwäche
- Lähmungserscheinungen
- Verstopfung
- Appetitlosigkeit
- Übelkeit
- erhöhte Blutzuckerwerte
- Herzrhythmusstörungen
Symptome eines Überschusses
Zu viel Kalium im Blut (also außerhalb der Zellen) ist meist auf eine Störung der Nieren (akutes Nierenversagen, chronische Niereninsuffizienz) zurückzuführen. Auch verschiedene Diuretika, Blutdrucksenker, diverse Schmerzmittel, Antibiotika, Zytostatika (Krebstherapie), Immunsuppressiva und Mittel gegen Parasiten können einen erhöhten Kaliumwert auslösen, ebenso wie ein massiver Zerfall von roten Blutkörperchen (z. B. nach Verbrennungen, schweren Verletzungen oder Infektionen), ein diabetisches Koma oder ein zu niedriger pH-Wert des Blutes. Die Laborwerte für Kalium können aber auch im Sinne eines Überschusses verfälscht werden, wenn bei der Blutabnahme die Vene zu lange gestaut wird. Symptome einer sogenannten Hyperkaliämie können sein:
- Blähungen
- Übelkeit
- Durchfall
- Muskelschwäche
- Neuromuskuläre Missempfindungen
- Lähmungserscheinungen
- Tinnitus
- Herzrhythmusstörungen bis hin zum Herzstillstand
Tagesbedarf
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat folgende Richtwerte bezüglich des Tagesbedarfs an Kalium herausgegeben:[5]
0 – 4 Monate: 400 mg
4 – 12 Monate: 600 mg
1 – 4 Jahre: 1.100 mg
4 – 7 Jahre: 1.300 mg
7 – 10 Jahre: 2.000 mg
10 – 13 Jahre: 2.900 mg
13 – 15 Jahre: 3.600 mg
Jugendliche (15 – 19 Jahre): 4.000 mg
Erwachsene: 4.000 mg
Schwangere: 4.000 mg
Stillende: 4.400 mg
Wie viel Kalium ist in unseren LCHF Lebensmitteln?
Die in der Tabelle angegebenen Kalium-Werte (mg) und die Kohlenhydrat-Werte (g) beziehen sich auf jeweils 100 g des genannten Lebensmittels, frisch und nicht zubereitet.

Quellen
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Muskovit
[2] Bundesinstitut für Risikobewertung: Verwendung von Mineralstoffen in Lebensmitteln.
[3] S. Jehle u. a.: Partial neutralization of the acidogenic western diet with potassium citrate increases bone mass in postmenopausal women with osteopenia. In: J Am Soc Nephrol. 17, 2006, S. 3213–3222
[4] Bazzano u. a.: Dietary potassium intake and risk of stroke in US men and women: National Health and Nutrition Examination Survey I epidemiologic follow-up study. In: Stroke. 32(7), Jul 2001, S. 1473–1480