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Vitamin K

Ähnlich wie beim Gitarrenunterricht hatte ich auch während meiner medizinischen Ausbildung einen Merksatz. Zum Einprägen der Gitarrensaiten hieß er: „Eine alte Dame geht Hering essen“, bei den fettlöslichen Vitaminen war er deutlich kürzer: EDeKA (für die Vitamine E, D, K und A). Oder, etwas länger, aber umso einprägsamer für deren Fettlöslichkeit: „Butter kauft man bei EDeKA!“

Seinen Namen erhielt das fettlösliche und speicherbare Vitamin K aufgrund seiner wichtigsten Funktion, der Koagulation, d. h. seinem unverzichtbaren Beitrag zur Bildung von Prothrombin, einem Blutgerinnungsfaktor (Koagulation = Gerinnung). Gäbe es Vitamin K nicht, würden wir selbst bei der kleinsten Verletzung jämmerlich verbluten.

Im menschlichen Stoffwechsel sind vor allem die Unterformen Vitamin K1 und K2 von Bedeutung. Vitamin K1 (Phyllochinon) wird von Pflanzen gebildet und ist dort maßgeblich an der Photosynthese beteiligt. Vitamin K2 (Menachinon) können unsere Darmbakterien (z. B. die Coli-Bakterien) selber synthetisieren. Sofern unser Darm gut funktioniert, werden durch die Bakterien bis zu 50 % des täglichen Vitamin-K2-Bedarfs hergestellt. Zwar spielt Vitamin K2 aufgrund der geringeren Aufnahmerate in den Körper nur die zweite Geige bei den K-Vitaminen, ist aber dennoch unverzichtbar.[1]

Warum Säuglinge Vitamin K Tropfen bekommen

Vitamin K wird in der Leber gespeichert, über den Fettstoffwechsel in die Blutbahnen geschleust und von dort zum jeweiligen Einsatzort transportiert. Eine Besonderheit dieses Vitamins ist, dass es – im Gegensatz zu den anderen Vitaminen – im Nabelschnurblut nicht enthalten ist, weshalb Neugeborene spätestens bei den ersten Untersuchungen beim Kinderarzt dieses Vitamin als Tropfen verabreicht bekommen. Zum einen reicht die Versorgung über die Muttermilch nicht aus, zum anderen sind bei Säuglingen Leber- und Darmfunktionen noch nicht vollständig ausgebildet, sodass sie weder einen Speicher anlegen noch über die Darmbakterien selbständig Vitamin K bilden können.

Dieses Vitamin ist sehr unempfindlich gegenüber Hitze und Sauerstoff, allerdings sollten Vitamin-K-haltige Lebensmittel dunkel gelagert werden – wie ein Vampir mag es Licht überhaupt nicht gern.

Vitamin K und gewisse Medikamente

Neben verschiedenen Vorerkrankungen (Leber, Darm, Fettstoffwechsel) kann die Einnahme von verschiedenen Medikamenten sowohl die Aufnahmefähigkeit unseres Körpers für und die Bildung von Vitamin K beeinflussen. Breitbandantibiotika z. B. beeinträchtigen unsere Darmflora, sodass hierdurch ein Mangel begünstigt wird. Genau dieser Mangel kann aber auch mit voller Absicht provoziert werden, nämlich dann, wenn die z. B. die Neigung zur Thrombosebildung vorliegt. Durch die Gabe von sogenannten Antikoagulantien (wie Marcumar u. a.) wird oft nach Schlaganfällen oder Herzinfarkten die blutgerinnende Wirkung von Vitamin K gehemmt.

Auf der anderen Seite ist Vitamin K maßgeblich am Stoffwechsel von Knochen beteiligt,[2] reguliert das Zellwachstum und schützt vermutlich auch vor Gefäßverkalkung und damit vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen.[3] Auch der Einfluss dieses Vitamins auf verschiedene Tumorarten wird derzeit erforscht.[4]

Funktionen von Vitamin K

  • Förderung der Blutgerinnung
  • Bildung verschiedener Proteine des Blutes
  • Beteiligung am Knochenstoffwechsel
  • Aktivierung des Proteins Osteocalcin
  • Schutz vor Osteoporose
  • Regulation von Zellprozessen
  • Unterstützung von Reparaturvorgängen in Augen, Blutgefäßen, Nervenzellen, Leber und Nieren
  • vermutlich: Verhinderung von Kalkablagerungen in Blutgefäßen und Knorpeln
  • vermutlich: Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • vermutlich: Schutz vor bestimmten Tumorarten

Symptome eines Vitamin-K-Mangels

Bei einer guten Ernährung ist ein Mangel nicht zu erwarten. Selbst bei einer Vitamin-K-armen Ernährung kompensiert der Körper dies durch das selbst produzierte Vitamin K2. Jedoch kann ein Mangel durch Entzündungen im Magen-Darm-Trakt, eine Entfernung des relevanten Teils des Dünndarms oder chronische Nierenschwäche entstehen, die die Aufnahmefähigkeit des Körpers für dieses Vitamin reduzieren. Auch Gallen- oder Bauchspeicheldrüsenerkrankungen sowie die Einnahme von Antibiotika oder Mittel gegen Krampfanfälle (Antiepileptika) haben diese Wirkung. Ob eine Störung der Vitamin-K-abhängigen Blutgerinnung vorliegt, wird per Laboruntersuchung mit der Bestimmung des Quick- bzw. INR-Wertes festgestellt. Folgende Auswirkungen kann ein Mangel haben:

  • Gerinnungsstörungen in Form von verstärkter Blutungsneigung,
  • z. B. Zahnfleischbluten, langes Nachbluten von kleinen Verletzungen
  • Erhöhtes Risiko für Knochenbrüche / Begünstigung der Osteoporose
  • vermutlich: Herzerkrankungen
  • Bei Neugeborenen: Nasenbluten, Blut im Stuhl, Hirn- und Hautblutungen

Symptome eines Überschusses

Ganz anders sieht es beim synthetisch hergestellten Vitamin K3 (Menadion) aus, das vom Körper in Vitamin K2 umgewandelt wird: In fester Form reizt es Haut und Atemwege und ist (in zu hoher Dosis) pures Gift für unser Blut. Für den Einsatz am Menschen ist es deshalb seit 1989 verboten[5], als Zusatz in Tierfutter jedoch weiterhin erlaubt. Gerade Neugeborene litten bis zum Verbot von Vitamin K3 unter den Folgen: Wird eine zu hohe Dosis verabreicht, kann dies zu einer Störung bei der Bilirubin-Ausscheidung führen, die sich als Ikterus (Gelbsucht) äußert. Auch Todesfälle aufgrund einer Hämolyse (komplette Auflösung der roten Blutkörperchen) wurden verzeichnet.

Für den unwahrscheinlichen Fall, dass Sie zu viel Vitamin K3 zu sich nehmen, müssen Sie mit diesen Folgen rechnen:

  • Übelkeit und Erbrechen
  • Leberschäden
  • Eiweiß im Urin (Albuminurie)
  • Auflösung der roten Blutkörperchen (hämolytische Anämie)

Tagesbedarf

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) die folgenden Empfehlungen für eine tägliche Vitamin-K-Zufuhr pro Tag angegeben:[6]

0 – 4 Monate: 4 µg

4 – 12 Monate: 10 µg

1 – 4 Jahre: 15 µg

4 – 7 Jahre: 20 µg

7 – 10 Jahre: 30 µg

10 – 13 Jahre: 40 µg

13 – 15 Jahre: 50 µg

15 – 51 Jahre: 60 µg (w) – 70 µg (m)

ab 51 Jahre: 65 µg (w) – 80 µg (m)

Schwangere: 60 µg

Stillende: 60 µg

Wie viel Vitamin K steckt in LCHF geeigneten Lebensmitteln?

Die in der Tabelle angegebenen Vitamin-K-Werte (mg) und die Kohlenhydrat-Werte (g) beziehen sich auf jeweils 100 g des genannten Lebensmittels, frisch und nicht zubereitet.

Vitamin K Tabelle-LCHF-Lebensmittel

Quellen

[1] Kasper H: Ernährungsmedizin und Diätetik. 10. Auflage. Urban & Fischer Verlag, München 2004

[2] D. Feskanich, P. Weber, W. C. Willett, H. Rockett, S. L. Booth, G. A. Colditz: Vitamin K intake and hip fractures in women: a prospective study. In: The American journal of clinical nutrition. Band 69, Nummer 1, Januar 1999, S. 74–79

[3] Geleijnse u. a.: Dietary intake of menaquinone is associated with a reduced risk of coronary heart disease: the Rotterdam Study In: J Nutr. (2004) Nov;134(11), S. 3100–3105

[4] D. W. Lamson, S. M. Plaza: The anticancer effects of vitamin K. In: Alternative medicine review: a journal of clinical therapeutic. Band 8, Nummer 3, August 2003, S. 303–318

[5] Bundesanzeiger Nr. 59

[6] https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/vitamin-k/

 

Andrea Texterin der Serie VItamine und Mineralstoffe

Autorin: Andrea Schilken-Raulf

Andrea tauchte im April 2016 im LCHF-Forum auf und erfreut uns seitdem nicht nur mit ihrer Anwesenheit, sondern auch mit ihrem erfrischendem Schreibstil, den sie auch beruflich mit vollem Herzblut auslebt.

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